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Too much information!

Infodump in Romanen

Einer der häufigsten Fehler, die mir in belletristischen Manuskripten begegnen, ist der Infodump. Also Textstellen, in die der Autor oder die Autorin sehr viele Informationen, Hintergrundwissen oder Erklärungen packt. Meist, ohne dass die eigentliche Romanhandlung vorankommt. In manchen Fällen sind das mehrere Absätze oder gar Seiten Backstory – die die Leser*innen im schlimmsten Fall zu Tode langeweilen und im besten Fall aus der Geschichte werfen. Dabei ist es gar nicht so schwer, Infodump zu vermeiden.

Infodump - Arten und Ursachen

Warum passiert Autor*innen das überhaupt? Weil sie ihren Leser*innen das Wissen mit auf den Weg geben wollen, das nötig ist, um der Handlung folgen und die Entscheidungen der Protagonist*innen verstehen zu können. 

 

Deshalb sind die drei häufigsten Arten von Infodump:

Hintergrundinformationen zu Figuren (Backstory)

Wie sieht die Vergangenheit der Charaktere aus? Was haben sie schon erlebt, bis zu dem Punkt ihrer Geschichte, an dem die Leser*innen einsteigen? Was sind Vorlieben, was mögen sie überhaupt nicht? Usw.

 

Informationen über das Setting des Romans

Vor allem in historischen Romanen und im Science-Fiction finden wir das oft. Also immer dann, wenn die Welt des Romans sich eklatant von dem unterscheidet, was wir aus dem Alltag kennen.

 

Erklärungen zu technischen oder wissenschaftlichen Details

Das habe ich oft in Krimis oder Thrillern gelesen, wenn die Auflösung an komplexeren Details hängt. 

 

Und natürlich muss erstens der Autor bzw. die Autorin das alles wissen. Noch viel genauer als die Leser*innen. Und zweitens müssen diese der Geschichte folgen können. ABER: Gute Schriftstellerinnen und Schriftsteller versuchen, Informationen auf organisch in die Handlung einzuflechten, anstatt sie in großen Informationsblöcken zu präsentieren. Denn nur dann bleiben die Leser*innen in der Geschichte „gefangen“ und nehmen sie nicht als künstliches Konstrukt war. 

 

Wenn sichtbar wird, welche Gedanken sich Autor*innen über Worldbuilding und Backstory gemacht haben, wenn das nicht mehr durch die Geschichte selbst transportiert wird, sondern den Leser*innen in unverdaulichen Happen vorgekaut wird – dann haben wir es mit Infodump zu tun. Also mit schlechtem Handwerk.

 

Infodump vermeiden

Damit du nicht in die Falle tappst und all dein gesammeltes Wissen zu deiner Story auf einmal über deine Leser*innen auskippst, hier ein paar Tipps:

1. Zeige deine Informationen

Der Klassiker unter den Schreibregeln ist auch der wichtigste Ratschlag, um Infodump zu vermeiden: Show don’t tell! Erzähle nicht von der Vergangenheit deiner Figuren oder den Besonderheiten ihrer Umgebung, zeige sie. Ein ängstlicher Charakter redet und bewegt sich anders als ein*e Abenteurer*in. Eine Figur mit traumatischen Kindheitserlebnissen tut sich vielleicht im Umgang mit Autoritäten schwer. 

 

Orte kann man durch die Sicht der Figuren beschreiben und Meinungen in Dialogen transportieren. Dazu gleich mehr. Wenn du das Prinzip von „Show don’t tell“ einmal verstanden hast, werden dir ausführliche Infodumps nicht mehr passieren.

2. Dosiere deine Informationen

Was uns gleich zum nächsten Punkt bringt: Streue deine Infos nach und nach in die Geschichte ein, lass sie aus der Handlung heraus entstehen. Das hat, neben dem Vermeiden eines Infodumps, einen weiteren entscheidenden Vorteil: Deine Geschichte bleibt spannend. Wenn Leser*innen von Anfang an alles über die handelnden Personen wissen, warum sollen sie dann noch weiterlesen? Sie sind gerne Detektive, rätseln ein bisschen, stellen Vermutungen auf – sie wollen ihr Gegenüber langsam kennenlernen. Wie beim ersten Date. 

3. Priorisiere deine Informationen

Nicht alles, was du über deine Welt und deine Charaktere weißt, muss auch im Roman auftauchen. Wähle nur das aus, was für die Handlung und die Entwicklung deiner Figuren relevant ist. Lass Leerstellen, arbeite mit Andeutungen. Das ist viel interessanter, als wenn alle Karten offen auf dem Tisch liegen. Du brauchst das Gesamtbild, damit Plot und Figuren stimmig wirken. Für deine Leser*innen ist weniger oft mehr.

4. Integriere Informationen in die Handlung

Lass wichtige Infos in die Handlung einfließen. Vielleicht lernen deine Figuren etwas? Oder sie finden ein Objekt, dass viel über ihre Welt erzählt. Vielleicht besuchen sie einen Ort auch zum ersten Mal? Oder sind gezwungen, jemand anderem etwas zu erklären?

5. Integriere Informationen in Dialoge

Dialoge sind perfekt, um (wohldosiert!) Informationen zu streuen oder auf natürliche Art und Weise zu enthüllen. Deine Figuren können sich Fragen stellen, etwas erzählen, diskutieren, streiten und die Handlung kommentieren. Wie im echten Leben auch, offenbaren sie dabei viel von sich und ihrer Welt. 

6. Personalisiere Informationen

Erzähle aus der Perspektive deiner Charaktere, lasse sie Informationen filtern. Nicht jede Figur weiß alles. Das gibt dir die Möglichkeit für überraschende Wendungen im Plot.

 

Frühwarnsystem: lange Beschreibungen

Ein Frühwarnsystem für Infodump und etwas, was du deshalb vermeiden solltest, sind lange und ausführliche Beschreibungen. Das ist „unnatürlich“ in dem Sinn, dass wir das im Alltag auch nie tun. Wenn du merkst, dass dir so eine beschreibende Passage rausgerutscht ist, überlege immer, ob du die Information auch mit einem der gerade beschriebenen Tricks eleganter einbinden kannst

 

Du hast Probleme damit, diese Tipps umzusetzen? Du hast weitere Fragen? Oder dubrauchst jemanden, der dein Manuskript auf dieses Problem hin untersucht? Melde dich gerne bei mir!

 

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